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Piano Del Cuore – Quirky

Quirky
By Farirai Manonose

 

Selene lebte ungesehen, ganz allein, in einem kleinen Backsteinhaus am Hang eines Hügels. Es war ein kalter, einsamer Ort, und es war herrlich. Die Sonne war nie ganz hell, aber ein sanftes Licht, das von grauen Wolken und Schneestürmen gefiltert wurde, kitzelte jeden Morgen ihre Augenlider. Hier in den Bergen mit ihren Platten und Büchern hätte Selene nicht mehr allein und zu Hause sein können. Sie hätte nicht mehr Freiheit haben können.
Hier brauchte sie sich nicht zu schützen, und so war ihr Herz auf dem Ärmel, damit die ganze Natur um sie herum sehen konnte. Sie lächelte über die Pflanzen, die von ihrer Decke hingen.

„Hallo, meine Lieben“, schien sie mit ihren goldgrünen haselnussbraunen Augen zu sagen. Sie musste nicht laut sprechen, weil sie wusste, dass ihre Pflanzen sie hören konnten. Sie musste nur denken. Sie musste nur sein. Das war die Freiheit, die ihr abgeschiedenes Zuhause mit sich brachte. Sie war frei von den Beschränkungen der Rede, bewies sich und gesellschaftliche Nettigkeiten. Es stand ihr frei, zu hüpfen und zu springen und zu schreien, wenn sie wollte. An diesem dunklen und hellen Ort, an diesem kalten und warmen Ort war sie frei, wirklich sie selbst zu sein. Frei, Selene zu sein.

Sie fragte sich, wie der Soundtrack zu ihrem Leben klingen könnte. Vielleicht würde es steigen und fallen, Intrigen und Amüsement. Vielleicht würde es einfach wie Selene klingen, bequem, glücklich, anders und schrullig. Sie konnte es jetzt fast spüren, die Musik strömte aus ihren Fingerspitzen, streichelte ihr Haar und wärmte ihr Herz. Sie konnte sie fast sehen, die Notizen, die im silbernen Staub schwebten, beleuchtet von dem gedämpften grauen Sonnenlicht, das durch die Fenster strömte. Sie konnte fast den Klang des Klaviers hören, das jede ihrer Bewegungen leitete und in ihrem Herzen und ihren Gedanken widerhallte.
Sie betrachtete eine Blume, die sie im Frühjahr gepflückt hatte. Sie hatte es zwischen die Seiten eines Buches gelegt und wochenlang im Dunkeln gelassen. Es war jetzt trocken und seine Schönheit war erhalten geblieben, nein, nicht erhalten; es war ewig geworden. Sie bildete sich ein, dass sie sich auch zwischen die Seiten eines Buches gestellt hatte. Oder vielleicht zwischen den Zeilen eines Notensystems, in der ewigen Stille eines Semibreves. Ihr Glück, ihre Freude, all ihre kleinen Eigenheiten und Exzentrizitäten; in einer Melodie verewigt. Sie betrachtete die Blume, und es schien ihr, als würde die Blume zurückblicken.

Einst war diese Pflanze ein Samenkorn gewesen, das unter der Erde begraben war und darum kämpfte, aufzutauchen. Sie betrachtete sich im Spiegel, kurzes Haar, Pony und eine Gartenschürze.
„Oh, wie lange habe ich dich gegossen, liebe Blume, damit deine Freude ewig ist“, flüsterte sie ihrem Spiegelbild zu. Ihr Wachstum war absichtlich und instinktiv, widersprüchlich und zusammenhängend gewesen.
Beim Gärtnern war sie besonders und nahm nichts als selbstverständlich hin.
Nie über- und nie unter Wasser. In diesem Alter sollte die Pflanze genau so gewachsen sein.

Es schien, als wären Jahrhunderte vergangen, seit sie in dieser stickigen alten kastenartigen Wohnung gelebt hatte und sich jeden Morgen den Herden von Geschäftsleuten angeschlossen hatte, die zu ihren 9-5-Jobs trotteten. Sie verschwendete ihr Leben versteckt in einer trostlosen kleinen Kabine. Sie hatte die wahre Selene eingesperrt; der Künstler, der Schriftsteller und der Gärtner in dieser Kabine. Selene hatte geschrien und geschrien und um Freilassung gebettelt, aber jahrelang war sie von Geldscheinen, einem Bleistiftrock und Boxabsätzen erstickt worden. Es war ein Akt unermesslichen Mutes, alles hinter sich zu lassen.

„Das Leben muss doch noch mehr sein“, hatte sie sich eines Morgens gesagt. „Ein Ort, an dem ich nicht unter dem Gewicht von Monotonie und uninspirierter Arbeit leiden muss. Ein Ort, an dem ich arbeiten kann, um zu leben und nicht leben, um zu arbeiten. Ein Ort, an dem die wahre Selene existieren kann“.

Selene wusste nicht, ob das Universum empfindungsfähig war, ob es sich darum kümmerte oder gleichgültig gegenüber ihrer Existenz war, aber sie konnte nicht anders, als das Gefühl zu haben, dass sie geschaffen wurde, um zu erschaffen. Also schuf sie mit Wildheit und Absicht so, wie sie es wollte und musste. Als ihre Kreationen widersprüchlich und zusammenhängend zusammenkamen, konnte sie nicht anders, als in ihrem einsamen Zuhause zu tanzen, zu singen und zu schreien. Außer den Bergen und dem Schnee hörte sie niemand. Die kahlen Bäume mit der Hilfe des Windes beugten sich näher, um der Musik ihrer Freude zu lauschen, und als sie sie aufnahmen, schwankten sie hin und her. Selene sah sie verwundert an; sie konnte schwören, dass sie zu ihrer Melodie mittanzten.

Vielleicht hat jeder einen Soundtrack zu seinem Leben, aber manche schaffen es nie, aufmerksam zu sein, wirklich zu schweigen und mit ihrer Seele zuzuhören. Hier in den Bergen, wo Selene unsichtbar war, stellte sie sich die Melodie vor, die ihr Leben spielte. Es hob und senkte sich und es faszinierte und amüsierte sie. Wer hätte gedacht, dass die Anordnung von Notizen auf einem Papier das Wesen der eigenen Seele so vollständig und komplex abbilden kann? Denn diese Musik, die in den Kammern ihres Herzens widerhallte, war unbestreitbar Selene. Es war bequem und glücklich, anders und skurril.

Ende

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